Am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, veranstalteten alle Jahrgänge der Gesamtschule Velbert-Neviges einen thematischen und altersangemessenen Projekttag.
7er Jahrgang: Papa Weidt
Der 7. Jahrgang beschäftigte sich mit dem Buch „Papa Weidt“ der Holocaust-Überlebenden Inge Deutschkron, die ihre eigene Geschichte in diesem Buch verarbeitet hat. Sie schildert, wie der Bürstenfabrikant Otto Weidt vor allem blinde Juden in seiner Fabrik beschäftigt, diese vor der Deportation bewahrt oder alles dafür tut, dass die Gestapo keinen Zugriff auf sie bekommt. Die Schülerinnen lernten zunächst die verschiedenen Gesetze gegen Juden kennen, die eine Teilnahme am öffentlichen Leben ab 1933 massiv einschränkten. Zusätzlich sprachen die Schülerinnen über das Konzentrationslager Auschwitz, welches am 27. Januar 1945 von den Soldaten der Roten Armee befreit worden ist. Das Interesse der Schüler*innen, sich mit diesem Thema auseinandersetzen, war sehr groß und macht deutlich, wie wichtig es ist, die Erinnerung an diese Zeit durch einen Gedenktag am Leben zu erhalten.
6er Jahrgang: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl
In der Jahrgangsstufe 6 kann die Auseinandersetzung mit dem Thema nur sehr behutsam stattfinden. Hier die geeigneten Zugänge zu finden, ist oft eine Herausforderung. Was kann erarbeitet werden? Was lässt sich überhaupt sinnvoll vermitteln?
Bei unseren Vorüberlegungen haben wir uns an den Roman Als Hitler das rosa Kaninchen stahl (1973) von Judith Kerr erinnert und schnell war die Überzeugung da, dass durch die Geschichte der kleinen Anna die Ängste, Bedrohungen, Ausgrenzungen und Verfolgungen nach der Machtübernahme des NS anschaulich und einfühlsam darstellt werden können.
Da wir nur einen Tag Zeit hatten, haben wir uns für den Film (2019) entschieden. Der Film basiert – genauso wie der Roman – auf den Erlebnissen von Judith Kerr.
Im Film wird die Geschichte von Anna erzählt. Anna ist ein Schulkind, wohnt in Berlin und erlebt gemeinsam mit ihrer Familie die Machtübernahme der NSDAP und die damit verbunden Bedrohungen, Ausgrenzungen und Verfolgungen. Die Familie wird vom NS bedroht, weil Annas Vater Theaterkritiker ist und vielfach kritisch über Hitler geschrieben hat. Die Familie flieht zunächst in die Schweiz, dann nach Frankreich und schließlich nach Großbritannien. Immer wieder müssen sich alle Familienmitglieder auf neue Menschen und Situationen einstellen. Es entstehen Konflikte und das Geld wird knapp. Anna und ihr Bruder leiden besonders unter der Flucht, weil sie sich oft nur schwer an die immer wieder neuen Sprachen, die neuen Schulen, die neuen Regeln und die neuen Kinder gewöhnen können.
Auch wenn die Schrecken der NS-Herrschaft nur erahnt werden können, zeigt der Film doch wie sehr verfolgte Gruppen schon kurz nach der Machtübernahme 1933 leiden mussten.
Die im Anschluss an den Film durchgeführten Diskussionen in den einzelnen Klassen haben gezeigt, wie sehr unseren Schüler:innen des Schicksal der Verfolgten nahe ging. Sie haben Bezüge zu aktuellen Formen der Vertreibung und Flucht herstellen können. Das Interesse für dieses schwierige Thema konnte bei vielen geweckt werden, auch wenn deutlich wurde, dass die aktuellen Sehgewohnheiten unserer Schüler:innen die Konzentrationszeit zum Teil einschränken.
Wir können aber deutlich sagen, dass wir den Film Als Hitler das rosa Kaninchen stahl auf jeden Fall als Hinführung zu diesem Themenkomplex empfehlen können.